Editorial:

Früher erzählte jede Rückennummer eine Geschichte, sie waren Manifeste. Die Fünf stand für Freiheit und Eleganz, wehende Haare und großen Überblick. Die Sieben für ausdauernde Sprints an der Seitenlinie und ein bisschen Wahnsinn. Die Neun berichtete von spekta­kulären Fallrück­ziehern und Toren in der Nachspielzeit. Die Vier, nun ja, die war „halb Mensch, halb Tier“. Aber neben der Zehn, der größten und schwersten Zahl von allen, wirkten alle anderen Nummern klein und lächerlich. Die Zehn prangte breit und majestätisch auf dem Rücken. Sie vereinte den Freiheitsdrang der Fünf und die Torgefahr der Neun. Sie war der Inbegriff des Filigranen und Schönen. Sie war den Magiern und Philosophen vorbehalten. Und schon beim Warmmachen schaute man genau hin, wer sie trug. Für den Mann­decker gab es danach nur einen Job: „Dem folgst du überall hin. Und wenn der auf Klo geht, gehst du mit!“ Das war in der Kreisliga so und auch in der Bundesliga.
Aber gibt es die Nummer Zehn im modernen Fußball überhaupt noch? Und wofür steht sie: Für eine Position auf dem Feld, für einen bestimmten Spielstil, für eine Rolle im Team? Nach der WM 1998 schrieb die „FAZ“: „Die glorreiche Zehn verblasst im Nummernsalat des modernen Fußballs, die Zeit der Strategen ist vorbei.“ Der erste Teil des Satzes stimmt bis heute, denn  die meisten Nummern werden, so scheint es, nach dem Zufallsprinzip vergeben. Einige laufen mit der 47 auf, andere mit der 69, 2006 trug Jens Lehmann die Neun und WM-Nachrücker Oliver Neuville die Zehn, weil die sonst niemand haben wollte.
Aber ist die Zeit der Strategen vorbei? Luka Modric hat bei der WM 2018 das Gegenteil bewiesen. Die Nummernpolizei würde sagen, er sei ein Achter, und darüber kann man sicher streiten. Zweifelsohne ist er  aber ein Stratege – und oft auch ein Magier. Wie Eden Hazard. Wie Mesut Özil. Alle drei tragen übrigens die Nummer Zehn auf dem Rücken. Auf die Frage, was so motivierend an der Nummer sei, sagte Özil: „Sie steckt voller Mythen. Und wenn man in die Kabine geht, und dann hängt da dein Trikot mit der Zehn, dann sagst du dir: „Okay. Läuft bei dir!“

Inhaltsverzeichnis:

6    Nummer Zehn lebt
Die schönsten Bilder  legendärer Spielmacher

16    Genie und Wahnsinn
Eine Hommage an die  Zauberer des Fußballs

20    Magische Momente I
Zidane – Die weiße Katze

22    „Die Zehn arbeitet nicht“
Gheorghe Hagi über Cruyff, Maradona und den schönsten Pass seines Lebens

30    Der Papierne
War Matthias Sindelar der erste Zehner? Eine Spurensuche

34    Gott im Emsland
Maradonas Weltkarriere begann in Meppen

42    Magische Momente II
Kazimierz Deyna – Der General

44    Where did it all go wrong?
Warum gab es in England lange kaum Spielmacher?

48    One Hit Magier
Michael Anicic und das Spiel seines Lebens

54    The Playmaker
Andy Steel ist der Beste der Welt – im Comic

58    „Der Zehner will!“
Netzer und Overath  über Freundschaft in Zeiten der Rivalität

66    Stehgeigerzähler
Bist du ein Zehner? Der Selbsttest

68    It’s magic, weisch?!
Krassimir Balakow war das Gehirn des Magischen  Dreiecks

72    Diven der Kreisklasse
Auch in den unteren Ligen kommt alles auf die Zehner an

80    Magische Momente III
Zico – Der weiße Pelé

82    Alle Zahlen ohne Gewähr
Über das heikle Geschäft der Nummernvergabe

86    Der Besser-Messie
Giovanni Tocohua sammelt alles, was er von Ronaldinho finden kann

88    Der Spielmacherversteher
Thomas Schaaf über Micoud, Diego und Özil

92    Hacke, Spitze, 123
Gesammelte Steilpässe

98    Zehn-Technik
Beim Freistoßtraining mit Thomas Häßler

104    Blindkopie
Von Alpen-Maradonas, Schnee-Messis & Co.

106    Schnittstellenpass
Wenn Zehner style gehen – die schönsten Bilder

114    Voll auf die Zehn!
Ein Überblick der bissigsten Wadenbeißer

118    Magische Momente IV
Alfredo Di Stefano – Der blonde Pfeil

120    Sie sind die Besten!
Die 11Freunde-Leser haben abgestimmt: Die 25 größten Zehner
 
130    Impressum

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