
Was ist neu? Die frühzeitige Kaderplanung. Im Sommer vor einem Jahr warteten die Werder-Anhänger lange Zeit vergebens auf Zugänge für Schlüsselpositionen. Auch, weil der Verkauf von Leistungsträgern wie Ludwig Augustinsson, Milot Rashica oder Maximilian Eggestein erst Geld in die knappe Kasse der Bremer spülen musste. Frank Baumann, Geschäftsführer Sport, bekam daraufhin die Ungeduld der Fans zu spüren. Erst wenige Tage vor dem Ende der Transferperiode stellte er mit Marvin Ducksch den erhofften Knipser vor – ein Volltreffer. Er schoss Werder direkt zurück in die Bundesliga. In dieser Transferperiode deckte sich der Klub früh mit den benötigten Spielern ein. Wichtige Neuzugänge wie Niklas Stark, Amos Pieper und Jens Stage waren zu Saisonbeginn am 1. Juli schon da. Neu in der Bundesliga ist zudem Trainer Ole Werner, der mit den frühzeitigen personellen Ergänzungen in seinem Kader gut leben kann: „Wir haben viele Baustellen geschlossen und fühlen uns mit der Gruppe für den Stand jetzt auch sehr wohl.“ Baumann schob jüngst hinterher: „Budgetmäßig geht nichts mehr. Ich gehe davon aus, dass auf der Zugangsseite nichts mehr passiert.“
Was ist so geblieben (verdammt nochmal)? Der Druck. Kleine Schwächeperioden haben in der zurückliegenden Zweitligasaison gezeigt, dass die Mannschaft dem Druck, direkt wieder aufzusteigen, Tribut zollen musste. Auch wenn es am Ende geklappt hat, flatterten die Nerven nach Patzern im Endspurt wie gegen Nürnberg (1:1) und Kiel (2:3). Und natürlich erwarten die Fans, dass Werder als Aufsteiger die Klasse hält. Die Bremer Verantwortlichen versuchten gleich mal von vornherein etwas Dampf vom Kessel zu nehmen. „Auch wenn der Name Werder Bremen nach wie vor groß ist – von den Rahmenbedingungen her zählen wir zu den kleineren Mannschaften“, sagte Ole Werner. „Beim Gehaltsbudget werden wir auf einem Abstiegsplatz stehen“, äußerte sich Baumann bereits Anfang Juni in ähnlicher Weise.
Was fehlt? Launige Nord-Duelle wie gegen den Rivalen vom HSV, St. Pauli oder Rostock, wo Punktgewinne echter Balsam für die grün-weiße Werder-Seele waren. Spiele in der Provinz von Sandhausen oder Heidenheim, wo man sich dank groben Foulspielen inklusive Roter Karten der Gegner oder eigenen Last-Minute-Unentschieden mal wieder richtig gespürt hat! Jetzt müssen die grün-weißen Schlachtenbummler wieder in die glatt gebügelte Arenen von Wolfsburg oder München. Bitter. Kopf hoch, liebe Bremer: Stadien wie die Alte Försterei vermitteln atmosphärisch weiterhin das Gefühl vom ehrlichen Fußball der zweiten Liga. Und fürs sportliche Zweitliga-Gefühl sieht der Spielplan ja außerdem noch Spiele im Olympiastadion vor.
Wenn dieser Klub ein Getränk wäre: Mocktail Grüne Wiese. Die alkoholfreie Variante des Cocktail-Klassikers Grüne Wiese kommt ohne wuchtige hochprozentige Komponenten aus, die früher nie im Getränk fehlen durften. Werder sortierte sie teils bereits zu Bundesligazeiten aus (Davy Klaassen), spätestens dann aber mit dem Abstieg (Rashica, Josh Sargent, Yuya Osaka). Übrig geblieben sind fruchtig-spritzige Alternativen (Romano Schmid, Nick Woltemade, Niklas Schmidt), die den Getränkemix so abrunden, dass ein (finanzieller) Kater am nächsten Morgen ausgeschlossen ist. Dadurch erhält der Konsument eine erfrischende Kombination, die an der Getränkebar (Bundesliga) dank der Fähigkeiten und des Erfindungsreichtums vom Barkeeper (Ole Werner) punkten könnte. Nach dem geglückten Wiederaufstieg ist das Gras (auf dem Konto) nun wieder grüner an der Weser.
Das 11FREUNDE-Orakel: Werder landet auf dem 15. Rang und hält direkt die Klasse. Bundesliga-Abstiegskampf kann die Bremer schon lang nicht mehr schocken, in gewohnter Lage agieren sie abgezockter als die Konkurrenz. Denn Torjäger Ducksch stellt endlich seine Erstliga-Tauglichkeit unter Beweis. Und die wird auch nötig sein, damit Bremen drin bleibt.
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